Skip to main content

Was ist der Unterschied zwischen Pinsa & Pizza?

Pizza ist wohl nicht nur der beliebteste Klassiker der italienischen Küche, sondern gehört ohne Frage zu den meistgeliebten Gerichten weltweit. Doch es scheint einen Konkurrenten zu geben – die Pinsa! Während der Pizza ähnliche Fladen, welcher auch als Pinsa Romana bekannt ist, schon seit längerer Zeit in Italien Anklang findet, wird er hierzulande immer beliebter. Rein optisch und namentlich sind sich die beiden Teigfladen natürlich ähnlich. Dasselbe sind sie aber nicht.

Pinsa

Pinsa ©iStockphoto/Ludmila Lozovaya

Pizza kennen wir, aber was ist eine Pinsa?

Runder Fladen, Tomatensauce, am besten mit viel Käse und Gemüse, Wurst und Co nach Belieben – das ist die Pizza. Doch auf den ersten Blick handelt es sich bei der Pinsa beinahe um dasselbe. Bei genauerem Hinsehen fallen aber auch schon die ersten Unterschiede auf. So ist sie oval und weitaus unförmiger als die Pizza. Ein weiterer Blick verdeutlicht, dass das Gericht wenig mit dem beliebten Klassiker zu tun hat. Denn der dicke, luftige Teig ähnelt eher Brot. Und der Käse fehlt sowieso. Ein Blick in die Zutaten beweist schlussendlich, dass sie wenig mit der Pizza gemein hat. Letztere besteht nämlich aus einem klassischen Hefeteig aus Weizenmehl. Die Pinsa wird allerdings gleich aus drei Mehlsorten hergestellt und beinhaltet darüber hinaus Sauerteig. Das verändert nicht nur den Geschmack, sondern soll den leckeren Fladen auch bekömmlicher machen.

Aus diesen Zutaten besteht der Pinsateig

Die Besonderheit liegt nicht nur im Belag und der weiteren Zubereitung, sondern vor allem im Teig. Üblich ist hier nämlich die Mischung aus den Mehlsorten: Reismehl, Weizenmehl und Sojamehl. Letzteres kann unter Umständen auch gegen Kichererbsenmehl ausgetauscht werden. Hier geht es in erster Linie um den Eiweißgehalt, welcher den Teig fester machen soll. Reismehl soll wiederum für Leichtigkeit sorgen, während Weizenmehl die übliche Mehlsorte für Hefeteig ist. So findet sich im Pinsateig auch ein wenig Hefe, welche jedoch nur in geringen Mengen den Sauerteig unterstützen soll. Dieser muss nämlich auf jeden Fall in den Teig und ist ein Grund für die Beliebtheit.

Zum einen ist das natürlich darauf zurückzuführen, dass das Backen mit Sauerteig der Trend schlechthin ist. Zum anderen ist Gebäck mit Sauerteig anstatt Hefe auch bekömmlicher. Denn verschiedenste Gärprozesse, welche später bei der Verdauung ablaufen würden, fallen aus. Möglich wird das aber erst durch das lange Gehenlassen des Teiges. Denn das Gemisch aus den verschiedensten Mehlsorten und dem italienischen Sauerteig „Lievito Madre“ geht mindestens 24 Stunden und bis zu 120 Stunden bis zur Weiterverarbeitung.

Dabei handelt es sich bei der Herstellung von Pinsa nicht weniger um eine Kunst als bei der Herstellung von Pizza. Denn die Verarbeitung des Teiges fällt hier weitaus schwieriger aus. Grund dafür ist der hohe Wasseranteil im Teig, welcher bei der Pinsa meist 80 % und bei der Pizza lediglich 60 % beträgt. Wird der Pinsateig jetzt überknetet oder gerollt, würde er austrocknen. Das Ziel ist es deswegen, die Luft im Teig zu behalten und für einen formschönen Fladen zu sorgen. Das benötigt etwas Geschick, was die Pinsa-Meister in der Pinseria auf jeden Fall mitbringen.

Mehr Focaccia als Pizza

Schnell wird klar, dass nicht jeder belegte Teigfladen gleich eine Pizza ist. Denn eigentlich wird die Pinsa mehr als eine spezielle Art der Focaccia gehandelt. Hierbei handelt es sich um traditionell italienisches Fladenbrot, welches aber nicht als Beilage, sondern eigenständige Mahlzeit genossen wird. Immerhin zeichnet sich die Pinsa auch durch einen außen knusprigen und innen luftigen dickeren Boden aus. Der Belag erinnert zudem mehr an Focaccia als an Pizza.

Rot, weiß oder süß?

Der Teig der Pinsa ist zwar vergleichsweise dick, aber kommt ebenso mit einem dezenteren Geschmack daher. Das macht sie natürlich ideal, um mit verschiedensten Zutaten belegt zu werden. Denn die Zubereitung und Verfeinerung fällt hier weitaus flexibler aus als bei der Pizza. So wird die Pinsa üblicherweise „rot“, „weiß“ oder „süß“ zubereitet. Dabei ist es üblich, die Pinsa erst nach dem Backen zu belegen. Lediglich Cremen, wie Frischkäse, Fischcremen oder Pestos, werden schon auf dem Teigling mitgebacken. Das sorgt dafür, dass dieser nicht austrocknet.

Die rote Version erinnert dabei am meisten an die übliche Pizza und wird mit Tomatensauce zubereitet. Doch aufgrund des speziellen Teiges wird gerne auf die Pinsa Bianco gesetzt, welche ohne Tomatensauce, aber mit anderen Belägen nach Belieben auskommt. Hier sind der Vorstellung nämlich keine Grenzen gesetzt. Cremen, Wurstwaren, Käse, Kräuter, Gemüse – die Vielfalt ist groß. So groß, dass man die Pinsa eben auch gerne süß bestellt. So wird sie gerne mit Nuss-Nougat-Creme, Schokolade oder einfach Bananenscheiben und Co belegt. Das ist natürlich nicht typisch-italienisch, aber hat sich in den Pinserias der Welt so durchgesetzt.

Die große Pinsa-Lüge: die wahre Herkunft des Fladens

Ein traditionelles, römisches Gericht mit jahrtausendelanger Tradition – so wurde die Pinsa bekannt. Der Name soll aus dem Lateinischen „pinsere“ stammen, welches so viel wie „zerdrücken“ heißt und auf die Verarbeitung der Mehlsorten hinweisen soll. Wer Pinsa isst, isst also wie die alten Römer und hält somit eine echte Tradition aufrecht. So ganz stimmt das aber nicht. Denn die ganzen Informationen und die Herkunftsgeschichte rund um die Pinsa sind erlogen. Das hat der ursprüngliche Erfinder der Pinsa, der Italiener Corrado Di Marco, schon zugegeben. Dieser vertrieb die angeblich altrömische Spezialität schon seit der 80er-Jahre in seinem Unternehmen nahe der italienischen Hauptstadt Rom. Dass die Pinsa auch aufgrund ihres guten Geschmacks beliebt wurde und sich über die Landesgrenzen hinaus verbreitete, ist nicht zu beanstanden. Dennoch findet sich eine umfangreiche Marketingstrategie hinter der Entstehung der „Pinsa Romana“. Der Name sollte nämlich bewusst auch mit Pizza und Pita in Verbindung gebracht werden. Eingetragen wurde die Spezialität erst 2001 vom Erfinder der Pinsa Di Marco. Das Gerücht, dass es sich um eine altrömische Speise handeln würde, hält sich bis heute noch. Bei dem Geschmack, der Vielfalt und der Bekömmlichkeit des belegten Teigfladens stört es aber niemanden, wenn dies nicht so ist.

Pizza vs. Pinsa: die Unterschiede im Überblick

Wer Pizza mag, wird Pinsa lieben. Dennoch unterscheiden sich die beiden Spezialitäten in vielerlei Hinsicht voneinander. Denn ein belegter Teigling wäre ein Käsetoast schlussendlich auch.
Zutaten: Der Teig besteht bei Pinsa und Pizza aus weitgehend unterschiedlichen Zutaten. So beinhaltet die Pinsa neben Weizenmehl noch Soja- und Reismehl. Hefe wird, wenn überhaupt, nur als Zusatz verwendet, während Sauerteig die tragende Rolle als Triebmittel spielt.

Herstellung: Der Clou beim Pinsateig liegt darin, dass er nicht zu viel geknetet werden darf, viel Wasser enthält und darüber hinaus lange bis zu weiteren Verarbeitung geht. Beim Formen des Fladens wird der Teig wiederum gezogen, um die Luft in ihm zu behalten. Ausrollen oder Plattdrücken sind hier tabu und aufgrund des hohen Wassergehalts auch schlichtweg nicht möglich. Gebacken wird die Pinsa außerdem meistens in kleinen Metallpfännchen.

Belag: In Sachen Belag lassen sowohl Pizza als auch Pinsa Vielfalt zu. Dennoch sind Pizzen in erster Linie für herzhafte Beläge geeignet, während die Pinsa auch gerne süß zubereitet wird. Besonders beliebt ist sie außerdem „bianco“, also weiß ohne Tomatensauce. Darüber hinaus wird der Belag meistens nach dem Backen aufgelegt, während er bei der Pizza mitbäckt.
Geschmack: Der Teig von Pinsa ist dezenter und neutraler, was auch die vielfältige Zubereitung ermöglicht.

Pinsa als gesündere Alternative zur Pizza

Gerne wird Pinsa als gesündere Alternative zur Pizza anerkannt. Tatsächlich ist der Teig aufgrund des hohen Wasseranteils und dem langen Gehenlassen bekömmlicher. Da der Belag zudem auch nur aus Kräutern, Gemüse und Co bestehen kann, fällt dieser kalorienarmer aus. Nichtsdestotrotz kann Pinsa nicht als per se gesunde Spezialität angesehen werden – aber ohne Frage als delikate!

Top Artikel in Italienische Küche